Die Rolle von Bewegungstherapie und/oder PQQ als Aktivatoren des antidepressiv wirkenden Transkriptions-Coaktivators PGC-1α

Psychischer Stress und Reizüberflutung werden vom Gehirn in biologische Signale umgewandelt, z.B. dadurch, dass erregende Nervenbotenstoffe wie Noradrenalin und Glutamat ausgeschüttet werden. Diese aktivieren wiederum bestimmte Substanzen im Körper, die man als Transkriptionsfaktoren bezeichnet. Transkriptionsfaktoren schalten die Aktivität bestimmter Gene an oder aus. So konnte die Aktivierung des wichtigen, bei vielen Genen beteiligten, proentzündlichen Transkriptionsfaktors NFkB durch Stress von mehreren Forschergruppen nachgewiesen werden. Dies erklärt, warum emotional belastende Erlebnisse innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Gene aktivieren oder abschalten können. Die Zeit von der Aktivierung eines Gens bis zur Fertigstellung des Proteins (z.B. bestimmte Enzyme, Botenstoffe oder Zellbausteine) kann im Bereich weniger Minuten liegen.

Wenn wir unsere Gene optimal schützen wollen und sicherstellen möchten, das diese auf die richtige Art und Weise aktiviert oder abgeschaltet werden, dann sollten wir versuchen, solche Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungen zu verzehren, die genügend Antioxidantien und Bausteine für die Methylierung im Körper bereitstellen - z.B. Vitamin A, C, E, B-Komplex (besonders B2, B6, B12 und Folsäure), Methionin (oder SAMe), Cystein (oder N-Acetylcystein), Betain, Glycin und Cholin. Darüber hinaus können verschiedene Substanzen zur Senkung der Stresshormone Cortisol und Noradrenalin beitragen. Hierzu gehören Griffonia-Extrakt, Magnesium, Zink, B-Vitamine, Acetyl-L-Carnitin und Omega-3-Fettsäuren.

Curcuma-Extrakt und Resveratrol sind natürliche Hemmstoffe des Transkriptionsfaktors NfkB und können dadurch einer stressbedingten Aktivierung bestimmter Gene entgegenwirken. Sogenannte adaptogene Heilpflanzen (z.B. Ginseng (Eleutherococcus)), aber auch natürliche „Beruhigungsmittel“ wie Theanin aus Grünem Tee können in besonders belastenden Lebensabschnitten zur Stressreduktion eingesetzt werden.

Die Aktivität der Transkriptionsfaktoren wird u.a. auch von Transkriptions-Coaktivatoren beeinflusst. Zu diesen Transkriptions-Coaktivatoren gehört PGC-1α welcher u.a. Coaktivator von PPARγ ist. PPARs (peroxisome proliferator-activated receptors) sind Transkriptionsfaktoren, welche im Zellkern an bestimmte Genfolgen anbinden und so die Zellen dazu veranlassen, unterschiedliche Proteine zu produzieren, die z.B. an der Steuerung des Stoffwechselgeschehens beteiligt sind.

Darüber hinaus ist PGC-1α eng an so unterschiedlichen Prozessen beteiligt wie dem Wechsel des Muskelfasertyps, Neubildung von Mitochondrien, der Wärmeproduktion, der Herzgesundheit und der Verstoffwechselung von Glucose und Fettsäuren.

Zusätzlich zu den Auswirkungen auf den Muskel-Energie-Stoffwechsel ist PGC1α potenziell am Schutz vor neuronalem Verlust und Störungen des Serotoninstoffwechsels beteiligt.

Körperliche Bewegung und PQQ (Pyrrolochinolinchinon) – eine vitaminähnliche Substanz, die mit den B-Vitaminen verwandt ist, erhöhen die Bereitstellung des Transkriptions-Coaktivators  PGC-1α!

Eine erhöhte Bereitstellung von PGC1α ist mit einer Reduktion von oxidativem Stress und proentzündlichen Zytokinen wie IL-6 und TNF-α verbunden. PGC1α fördert zusammen mit Transkriptionsfaktoren PPARα/δ die Synthese von Kynurensäure aus der Aminosäure Tryptophan, indem es die Expression des Enzyms Kynurenin-Aminotransferase (KAT) erhöht. Auf diese Weise reduziert PGC1α die Produktion von Chinolinsäure, welche wie Glutamat ein Bindungspartner der NMDA-Rezeptoren ist und verringert somit die „Erregungsvergiftung“ des Nervensystems.  Kynurensäure durchquert nicht die Blut-Hirn-Schranke. Durch Umleitung des Stoffwechsels von Tryptophan und Kynurenin reduziert PGC1α daher die ebenfalls schädlichen Wirkungen von Kynurenin im Gehirn. Die Reduktion der proinflammatorischen Zytokine reduziert auch die Aktivität des Enzyms Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO) und damit den Abbau von Tryptophan, wodurch dessen Verfügbarkeit und damit die Verfügbarkeit des stimmungsaufhellenden Neurotransmitters Serotonin erhöht wird. Da die IDO proinflammatorische Gene aktiviert, führt ihr Abbau auch zu einer verringerten Entzündungsaktivität im Nervensystem.

PQQ-reiche Ernährung und Bewegungstraining können also sowohl dazu beitragen Entzündungen zu hemmen als auch das Gehirn vor oxidativen Schäden zu schützen, die durch Entzündungen im Nervensystem verursacht werden.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass PQQ vor Glutamat-induzierten Schäden oder Zelltod im Gehirn schützt. Weitere Stoffe, die hierzu beitragen sind Vitamin B6, Taurin, Glycin und Magnesium.

Zu den Nahrungsmitteln mit den höchsten Gehalten an PQQ zählen fermentierte Sojabohnen, Petersilie, Grüner Tee, Kiwi, Papaya und Spinat.

Eine im Jahr 2012 in Japan durchgeführte Studie zeigte einen deutlichen Rückgang depressiver Symptome wie Stressempfinden, Müdigkeit und schlechte Schlafqualität nach der oralen Supplementierung mit PQQ. (Nakano M. et.al. (2012))

Im therapeutischen Zusammenhang liegt die empfohlene Dosierung bei 10-20 mg täglich.

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