Unsere Ernährung wirkt sich auf direktem Wege auf unseren Bewußtseinszustand und unsere Gesundheit aus. Dauerstress hat negative Einwirkungen auf den Körper. Das Immunsystem wird geschwächt, Alterungsprozesse beschleunigt und der Ernährungszustand verschlechtert sich. Unsere Ernährung muss besonders in außergewöhnlich belastenden Lebensphasen, in denen die mentalen Kapazitäten des einzelnen an ihr Limit stoßen, so zusammengesetzt sein, dass sie unsere kognitiven Fähigkeiten und unsere Stressresistenz unterstützten und diese nicht beeinträchtigt werden.
Ein Großteil der auf dem Markt erhältlichen Nahrungsmittel kann dies nicht leisten. Eine ausreichende Versorgung unseres Organismus mit essentiellen Vitalstoffen ist längst nicht mehr gewährleistet. Hinzu kommt, dass unser Körper heute aufgrund von zahlreichen schädlichen Umwelteinflüssen einerseits und einer unausgewogenen Ernährung andererseits einen gesteigerten Bedarf an Vitalstoffen hat, um mit diesen Bedingungen fertig werden zu können.
Traditionelle Heilsysteme auf der ganzen Welt kennen pflanzliche Mittel, welche über einen längeren Zeitraum eingenommen werden können, ohne Süchte oder schädliche Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Insbesondere in Kombination mit B-Vitaminen, können diese Kräuter beruhigend, stimmungsaufhellend und harmonisierend auf Hormon- und Nervensystem einwirken.
Folsäure hat in verschiedenen Untersuchungen eine antidepressive Wirkung gezeigt. Vitamin B12 erhöht die allgemeine Widerstandskraft bei Stress. Bei einem B12-Mangel können Symptome wie Niedergeschlagenheit und schlechte Konzentrationsfähigkeit auftreten.
Eine Zentrale Rolle bei Heilung und Gesunderhaltung der Psyche spielt ein bestimmter Bewußstseinszustand – der durch sogenannte Alphawellen begleitet wird. Dieser Alphazustand kann u.a. durch Hypnose, Achtsamkeitstraining, verschiedene Formen der Meditation und des Mentaltrainings, aber auch durch bestimmte pflanzliche Wirkstoffe (z.B. durch Theanin) gefördert werden.
Der im Grünem Tee enthaltene Wirkstoff L-Theanin passiert problemlos die Blut-Hirn-Schranke. Im Gehirn fördert er durch die Verstärkung der sog. Alpha-Wellen* die Synthese von GABA (unseres körpereigenen „Valiums“) und Dopamin (unserem „Antriebs- & Kreativitäts-Hormon). Hierdurch entstehen ein Gefühl der Ruhe sowie verminderte Stress- und Angstgefühle ohne Benommenheit oder Suchtgefahr.
GABA an sich bessert Hyperaktivität, Unruhe und Angst durch seine Funktion als hemmender Neurotransmitter, während Dopamin (und die daraus abgeleiteten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin) als Antidepressivum wirken.
* Alphawellen
Gehirnwellen sind die Summe der elektrischen Aktivitäten der Großhirnrinde, die mittels Elektroden an der Kopfhaut gemessen werden können. Jede der unzähligen elektro-chemischen Entladungen unserer Nervenzellen erzeugt normalerweise ein winziges elektromagnetisches Feld mit einer Frequenz zwischen einer und 40.
Der Alpha-Zustand ist ein Zustand von Offenheit, Entspannung und erhöhter Aufmerksamkeit. Dabei kommen neue Ideen, Erinnerungen und Dinge aus dem Unterbewußtsein eher an die Oberfläche. Kreativität, Wahrnehmung und Sensibilität werden verbessert. Nicht nur unsere Gedanken werden ruhiger, es kommt zu einer Umverteilung der Gesamtblutmenge in den Gefässen:der Herzschlag wird ruhiger, der Blutdruck sinkt, die Blutzufuhr zum Gehirn verstärkt sich, die Blutzufuhr zu den Nieren wird geringer, , das Immunsystem wird auf längere Sicht stimuliert, es geschehen tiefe Veränderungen im Hormonhaushalt. Fehlende Alpha-Aktivität kann ein Hinweis auf Sorge und Stress, aber auch Gehirnschäden oder Krankheit sein.
An der Entstehung des Alphazustands sind unser „Selbstbehauptungs-Hormon“ Noradrenalin, unser „Glückshormon“ Serotonin, unser „Kreativitätshormon“ Dopamin(!) und unser „körpereigenes Valium“ GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) beteiligt.
Hierbei synchronisieren sich dabei auch die beiden Gehirnhälften und was die Bereitschaft erhöht, sich innerlich auf eine Gesundung einzustellen. Eine Verbesserung des Gesundheitszustandes und eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte hängt fast immer mit einer Alphawellen-Zunahme zusammen. Andere Studien haben gezeigt, dass sich durch die tiefe Entspannung und die ruhige Aufmerksamkeit auch die Empfänglichkeit für Suggestionen und die Hypnotisierbarkeit erhöhen.
Körpereigenes „Valium“
Passionsblume wird verwendet bei Symptomen wie Schlaflosigkeit, innere Unruhe sowie Angstzustände, Anspannung oder Reizbarkeit. Passionsblumen-Extrakt ist ein GABA-Wiederaufnahmehemmer.
Dabei entfalteten bestimmte Flavonoide ihre Wirkung unter anderem ebenfalls über den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (kurz GABA), dessen Wirkung er verlängert. Der Botenstoff, welcher die für die Stimmung verantwortlichen Nervenzellen im Gehirn verständigt, wird dabei auf positive Weise beeinflusst, indem dessen Wirksamkeit gesteigert wird, was zu erhöhter Entspannung und Beruhigung führt. Ein GABA-Mangel führt dagegen beispielsweise zu Schlafstörungen oder Angstzuständen.
Da die Wirkung der Passionsblume als Monopräparat in vielen Fällen zu schwach ist, wird diese Pflanze meistens mit anderen Heilpflanzen oder Wirkstoffen kombiniert. Hier bieten sich Pflanzenextrakte an, die ebenfalls besondere Polyphenole bzw. Flavonoide enthalten, welche sich harmonisierend auf die Funktion der Neurotransmitter Dopamin und GABA auswirken. Hierzu gehören z.B. Berberin aus der Rinde des Amur-Korkbaums und Extrake aus grünem Hafer.
Honokiol ist eine polyphenolische Verbindung, die über eine Vielzahl von Mechanismen neuroprotektive Eigenschaften ausübt. Es hat therapeutisches Potenzial bei Angstzuständen, Schmerzen, zerebrovaskulären Verletzungen, Epilepsie und kognitiven Störungen einschließlich der Alzheimer-Krankheit. Es wird in weiten Teilen Südostasiens traditionell in der medizinischen Praxis verwendet, ist aber aufgrund seiner pleiotropen Wirkungen inzwischen stärker erforscht worden. Es trägt zum Schutz der Mitochondrien (unserer „Zellkraftwerke“) bei und wirkt u.a. über die Aktivierung von verschiedenen GABA-A-Rezeptor-Typen krampf- und angstlösend. Honokiol fördert außerdem die neuronale Gesundheit durch die Verhinderung von Schäden durch zu hohe Glukosespiegel, reaktive Sauerstoffverbindungen (ROS / „freie Radikale“) und Entzündungen bei.
Adaptogene & Anpassungsfähigkeit in Stresssituationen
Withania somnifera (Ashwagandha) wird auch gerne als Indischer Ginseng bezeichnet und wird als adaptogene Pflanze angesehen. Adaptogene Pflanzen fördern auf eine unspezifische Weise die Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Withania somnifera wirkt spezifisch auf die HPA-Achse und das Neuroendokrine System. Hierdurch kann Withania somnifera mit dazu beitragen das Stresshormon Corsisol in Schach zu halten.
Das Adaptogen Rhodiola rosea hat positive Auswirkung auf die Anpassungsfähigkeit in Stresssituationen, die Vitalität und die Gedächtnisleistung. Rhodiola die Botenstoffe im Gehirn wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Dies verbessert die Stimmung und reduziert die Müdigkeit.
Das Adaptogen Astragalus hat eine anregende Wirkung und wird Astragalus schon immer als Tonikum benutzt um Müdigkeit und Erschöpfungszustände (z. B. nach einer Erkrankung) erfolgreich zu bekämpfen. Es gibt Hinweise darauf, dass Astragalus die Erholung nach einem Schlaganfall und die Heilung von Nervenverletzungen fördern und Begleiterscheinungen von Alzheimer reduzieren könnte.
Nervenschutz & „Multitasking“
Die Früchte der Ziziphus jujuba, auch bekannt als Jujube oder chinesische Dattel, werden in der TCM (traditionelle chinesisch Medizin) verwendet um unser Gehirn zu beruhigen und die Schlafqualität zu verbessern. Jujube besitzt neuroprotektive Eigenschaften und fördert die Bildung von neurotrophen Faktoren (Nervenwachstumsfaktoren. Flavonoide, cAMP und Jujubosid könnten die potenziellen bioaktiven Bestandteile sein, die für die oben genannten biologischen Aktivitäten verantwortlich sind, Gedächtnis und Lernen fördern und zur Vorbeugung und/oder Behandlung von neurologischen Erkrankungen beitragen können.
Extrakte aus Grünem Hafer verbessern nachweislich das Arbeitsgedächtnis und die „Multitasking-Fähigkeit“ und haben einen positiven Einfluss auf Stress bzw. körperliche Stressreaktionen. Sie enthalten u.a. die Substanz Isovitexin, welche die Enzyme Monoamin-Oxidase B (MAO-B) und die Phosphodiesterase-4 hemmt und damit den Abbau von den Botenstoffen (insbesondere Dopamin) im Gehirn verlangsamt, die für Konzentration, Lernen, positive Stimmungslage und lösungsorientiertes Denken wichtig sind.
Darmflora & Gehirnzellen
Zusammenhänge zwischen unserer Darmflora (Darmmikrobiom) und der Gesundheit unseres Gehirns sind erst seit kurzem bekannt und konnten bisher nur unzureichend erklärt werden. Heute weis man, dass bestimmte Darmbakterien kurzkettige Fettsäuren produzieren, die eine positive Wirkung auf die Hirngesundheit entfalten und z.B. das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung reduzieren können, indem sie das FFAR2-Sensormolekül an der Oberfläche der Gehirnzellen stimulieren. Den gleichen Effekt hat der im Basilikum enthaltene Wirkstoff Fenchol! Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein Hemmung des FFAR2-Rezeptors zu der abnormalen Anhäufung des Beta-Amyloids im Gehirn beiträgt. Fehlt die Aktivierung dieses Rezeptors durch die kurzkettigen Fettsäuren, bilden sich demnach die Alzheimer-typischen Protein-Ablagerungen im Gehirn. Basilikum kann hier ebenfalls zum Schutz des Gehirns beitragen. Nach Angaben des Journal of Ayurveda and Integrative Medicine hat das Heilige Basilikum (Tulsi) stimmungsaufhellende und angstlösende Eigenschaften. Auch gibt es Hinweise, dass es die Kommunikation zwischen Neuronen an so genannten cholinergen Synapsen unterstützt und hierdurch Lernen und die Gedächtnisfunktionen insgesamt verbessert werden.
Atefeh Razazan, Prashantha Karunakar, Sidharth P. Mishra, Shailesh Sharma, Brandi Miller, Shalini Jain, Hariom Yadav: Activation of Microbiota Sensing – Free Fatty Acid Receptor 2 Signaling Ameliorates Amyloid-β Induced Neurotoxicity by Modulating Proteolysis-Senescence Axis; in: Frontiers in Aging Neuroscience (veröffentlicht 05.10.2021), frontiersin.org
•University of South Florida (USF Health): Natural compound in basil may protect against Alzheimer’s disease pathology (veröffentlicht 05.10.2021), usf.edu
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Olsson EM, von Scheele B, Panossian AG. A randomized, double-blind, placebo-controlled, parallel-group study of the standardized extract shr-5 of the roots of Rhodiola rosea in the treatment of subjects with stress-related fatigue. Planta Medica. 2009. DOI: 10.1055/s-0028-1088346.
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