Heuschnupfen in Schach halten!

Jeden Frühling beginnt für Allergiker pünktlich zur Blüte der Frühblütler wieder der alljährliche, Kampf gegen brennende Augen und laufende Nasen….

Bei Allergien gegen Frühblüher reagieren die betroffenen Patienten bereits ab Februar auf Hasel, im März auf Erle, ab April auf Birke und ab Mai allergisch auf Gräser oder Getreide wie Roggen und Mais. Die Heuschnupfen-Saison endet dann im August mit Beifuß und Ragweed (Traubenkraut).

Unter Heuschnupfen (auf schlau: allergische Rhinitis) leiden etwa 10 – 25 % der Bevölkerung. Und obwohl es hier nicht um eine schwere Erkrankung geht, wird die Lebensqualität der Patienten oft stark beeinträchtigt.

Denn die üblichen Symptome sind alles andere als angenehm und stören bei so ziemlich jedem Aspekt des täglichen Lebens – inklusive eines erholsamen Schlafes!

Schnupfen, tränende Augen, Bindehautentzündungen, Juckreiz, Hautrötungen, asthmatische Beschwerden und andere allergische Symptome werden dabei vor allem durch die verstärkte Ausschüttung von Entzündungsstoffen verursacht. Eingeleitet wird die allergische Reaktionskette, durch das Binden sogenannter IgE Antikörper an die jeweiligen Pollen.

Die Mastzellen (Zellen der Körpereigenen Abwehr) schütten als Reaktion Histamine und Zytokine aus, was zu lokalen Entzündungen und Schwellungen an den Schleimhäuten führt.

Ernährungsstrategien bei Heuschnupfen

Wenn Sie unter Heuschnupfen leiden, kann Ihre Ernährung durchaus die Schwere der Symptomatik beeinflussen: Eine ungeeignete Ernährung kann die vorliegenden Symptome gravierend verstärken!

Denn wer unter Heuschnupfen leidet, verträgt oft gewisse Lebensmittel nicht. Schuld daran sind die sogenannten Kreuzallergien. Diese entstehen, weil die allergieauslösenden Stoffe (Allergene, meist bestimmte Proteine) der Pollen und die bestimmter Lebensmittel sich in ihrer Struktur ähneln. Entsprechend reagiert das Immunsystem auch auf den Verzehr dieser Lebensmittel mit der unnötigen Ausschüttung von Entzündungsstoffen.

Häufige Kreuzallergien sind z.B.:

  • Gräserpollen: Hülsenfrüchte und Getreideprodukte
  • Birkenpollen: Kernobst und Steinobst (wie z.B. Pflaumen, Kirschen und Äpfel)
  • Beifuß (und andere Kräuter): Artischocken, Gurken, Knoblauch, Karotten, Sellerie, Kamille, Paprika, Tomaten, verschiedene Gewürze

Idealerweise empfiehlt sich eine möglichst Histaminarme Ernährung, um den Gehalt des Entzündungsstoffes im Körper nicht noch zusätzlich zu erhöhen. Dementsprechend sollten einige Nahrungsmittel nur in geringen Mengen bzw. in Maßen genossen werden.

Dazu zählen u.a.: hefehaltige Fertigprodukte, reifer Käse, Hülsenfrüchte, Tomaten, Weizenprodukte, Schokolade, geräuchertes Fleisch und Meeresfrüchte.

Auch auf Alkohol sollten Pollenallergiker besser verzichten, da er vorhandene Histamine im Körper freisetzen und so die Symptome verschlimmern kann.

Schwarzer Tee sollte aufgrund seines hohen Histamingehalts bei Heuschnupfen ebenfalls nicht getrunken werden.

Vorsicht ist bei der Einnahme von Anthistaminika bezüglich Grapefruitsaft geboten, da dieser den Abbau zahlreicher Medikamente in der Leber beeinflussen kann.

Besonders problematische Lebensmittel für die meisten Allergiker sind leider auch Kaffee und Schokolade!

Es empfiehlt sich allgemein eine frische, Vitaminreiche und abwechslungsreiche Ernährung. Zucker, Fisch, Fleisch, Eier und Milch und Milchprodukte sollten dabei besser nur in Maßen genossen werden.

Zu dem empfehlenswerten Lebensmitteln zählen u.a.:

  •  grünes Blattgemüse wie Grünkohl, Spinat und Mangold (ideal ergänzt durch Oliven- oder Leinöl, welches wertvolle Fettsäuren liefert)
  •  frisches Obst (Vitamin C kann Histamin-senkende Effekte haben)
  •  Brokkoli und Brokkoli-Sprossen
  •  Sonnenblumenkerne, Sesam und Leinsamen
  •  Petersilie und Thymian
  •  Holunder-, Sanddorn- und schwarze Johannisbeeren (auch als zuckerarme Säfte) sowie Acerolakirschen (alle reich an guten sekundären Pflanzenstoffen und Vitaminen, die sich positiv auf den Histaminspiegel auswirken können)
  •  Alte Apfelsorten und Zwiebeln enthalten den Stoff Quercetin, der die Histaminausschüttung bremsen kann

Allgemein sind bei Heuschnupfen Lebensmittel zu empfehlen, die reich an entzündungshemmenden Antioxidantien und Omega-3 Fettsäuren sind. Sehr gehaltvoll an diesen Stoffen ist beispielsweise die Mittelmeerküche, bei der viel frisches Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl verzehrt werden.

Bei Heuschnupfen sollte darauf geachtet werden ausreichend zu trinken! Das ist wichtig für das Immunsystem und befeuchtet die Schleimhäute. Gute befeuchtete Schleimhäute bilden eine deutlich stärkere Barriere gegen herumfliegende Pollen. Zu bevorzugen sind Wasser, verträgliche Tees, Fruchtschorlen und zuckerarme Fruchtsäfte (in Maßen).

Verwendung von Mikronährstoffen, Probiotika, Antioxidantien und anderen nutritiven Allergie-Modulatoren

Die Zufuhr von Mikronährstoffen ist hier eine sinnvolle begleitende Maßnahme zur Prävention und Behandlung allergischer Reaktionen. Denn neben den konventionellen Medikamenten können auch Probiotika und verschiedene Mikronährstoffe helfen, indem sie z.B. den Histaminabbau fördern, die Immuntoleranz verbessern, antientzündlich wirken und die Zellmembran der Histamin freisetzenden Mastzellen stabilisieren. Mastzellen sind Zellen des Immunsystems, die bestimmte Botenstoffe und Entzündungsstoffe speichern.

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die laut Definition bei gezielter Zufuhr von ausreichenden Mengen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Wirtsorganismus haben. Bei verschiedenen probiotischen Stämmen wurden wiederkehrend positive Effekte von Probiotika auf allergische Erkrankungen festgestellt. So auch in einer doppel-blind, randomisierte, placebo-kontrollierte Studie, die während des Höhepunktes der Pollensaison durchgeführt wurde. Die Studienteilnehmer (allesamt Erwachsene mit klinischer Vorgeschichte für saisonale allergische Rhinitis (SAR) und einem positiven Haut-Prick-Test auf Gräserpollen) erhielten im Rahmen der Studie für 8 Wochen ein Probiotikum mit Bifidobakterium lactis oder ein Placebo und füllten begleitend wöchentlich einen Fragebogen über ihre Symptome aus. Des weiteren wurden Blutabnahmen zu Beginn der Studie, nach 4 Wochen und nach 8 Wochen abgenommen, um die Immunparameter zu bestimmen. Es zeigte sich, dass die Konzentration an Th-2 Zytokinen und die Prozentzahl von bestimmten aktivierten „Allergiezellen“ (Basophilen Granulozyten) in der Probiotikagruppe im Vergleich zur Placebogruppe deutlich niedriger waren. Auch die nasalen Symptome waren im zweiten Studienmonat (Woche 5 – 8) in der Probiotikagruppe im Vergleich zur Placebogruppe signifikant geringer ausgeprägt.

In einer japanischen Untersuchung konnte 2006 festgestellt werden, dass die Einnahme von Bifidobakterienstämmen zu einer deutlichen Reduzierung allergischer Reaktionen führen kann. Die Untersucher stellten fest, dass die probiotischen Bakterien überschießende Thymus- und aktivitätsregulierende Chemokine und die für Japanische Zedernpollen typische IbE Antikörper unterdrückten. Die aktuellen Studiendaten sprechen also dafür, dass Bifidobakterium lactis eine lindernde Wirkung bei Heuschnupfen während der saisonalen Allergenbelastung aufweist. Sowohl die allergische Symptomatik als auch die Immunparameter besserten sich durch die Intervention. Bestimmte probiotische Stämme scheinen also eine Chance für Menschen mit Heuschnupfen in der Pollensaison zu sein.

S-Adenosylmethionin (SAMe) ist für den Abbau von Histamin notwendig. SAMe ist wichtig für die Methylierung, ein biochemischer Prozess, der u.a. zum Abbau von Histamin und zum Aufbau der bestimmter Neurotransmitter (z.B. Adrenalin, Serotonin, Melatonin und Dopamin) benötigt wird. Bei Allergikern kommt es oftmals zu einem Mangel an SAMe. Eine Supplementierung ist entsprechend ratsam – und der so erhöhte Spiegel an SAMe führt zu verstärkter Methylierung von Histamin, was die Allergiesymptome meistens mildert. Betain (und Folsäure, Zink, B6, B12) unterstützen wiederum die Bildung von SAMe aus Methionin, bzw. fördern das Recycling von Homocystein. Forscher der John Hopkins School of Medicine werteten Daten von ca. 8.000 Studienteilnehmern aus, die im Rahmen von NHANES 2005 – 2006 erhoben wurden. Dabei zeigte sich, dass die Probanden mit einem hohen Folsäurespiegel geringere IgE-Antikörper-Spiegel besaßen und hierdurch seltener an Allergien und Asthma litten. Personen mit niedrigen Folsäurespiegeln (unter 8 ng/ ml) litten auch um 30 % häufiger an Allergien!

Die Balance zwischen Th1- und Th-2-Lymphozyten ist ein grundlegendes Regulationsprinzip des Immunsystems. Allergien sind durch eine Th-2-Immundominanz charakterisiert. OPCs (Oligomere Proanthocyanidine) fördern einen Ausgleich der bei Allergien gestörten Th-1/ Th-2-Balance, u.a. indem Sie die an der Bildung entzündungsfördernder Gewebshormone (Eikosanoide) beteiligten Enzyme Lipooxygenase und Cyclooxygenase hemmen. Zudem senken sie allergische Reaktionsbereitschaft durch Hemmung der Mastzellen.

In der Regulierung der Th-1/ Th-2-Balance spielen die Aminosäure Cystein und das Tripeptid Glutathion eine zentrale Rolle. L-Glutamin und Cystein sind unentbehrliche Nährsubstrate für die Immunzellen, und ein Mangel kann die Glutathionsynthese beeinträchtigen. Glutamin trägt zur Regeneration geschädigter Darmschleimhäute bei und entlastet somit das darmständige Immunsystem. Cystein in Form von N-Acetylcystein (NAC) senkt den Homocysteinspiegel, erhöht den Glutathionspiegel und damit auch die Bereitstellung von SAMe.

Krill Öl enthält entzündungshemmende Fettsäuren, Antioxidantien, und Zellmembran stabilisierende Phospholipide. Zusammen mit OPC+C können die Inhaltsstoffe des Krill Öls die Membranen der Mastzellen stabilisieren, die Entzündungsneigung und damit auch die Neigung zu Histaminausschüttung reduzieren. Hier kann zum Teil auch Vitamin A verwendet werden, welches den Schutz der Schleimhäute und zusammen mit Zink und Vitamin D3 die Immuntoleranz verbessert. OPC, Quercetin, Vitamin C, Calcium und Magnesium verhindert die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen und erhöhen so die Reaktionsschwelle für allergische Reize. Dadurch wird die Heftigkeit der allergischen Reaktionen reduziert.

Weitere Substanzen die sich positiv auf den Histaminabbau oder auf die Verminderung der Histaminausschüttung auswirken können sind Vitamin B5, Mangan, sowie Palmitoylethanolamid (PEA). Das körpereigene Molekül PEA wirkt stark immunmodulierend, antientzündlich und regulatorisch auf die Mastzellen ein, was die Heftigkeit eines Allergieschubes deutlich reduzieren kann.

Mehrere Untersuchungen wiesen bei Asthmatikern mit niedrigen Vitamin D3 Spiegeln eine stärkere Übererregbarkeit der Atemwege, einen vermehrten Bedarf an antientzündlichen Medikamenten und höheren Spiegeln von Allergie-Markern nach. Forscher am College of Medicine in New York konnten in einer Untersuchung einen Zusammenhang zwischen erniedrigten Vitamin-D-Spiegeln und der Anfälligkeit für Allergien bei Kindern feststellen. Die Untersucher zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Allergie zu leiden, bei Kindern mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln im Blut das Zwei- bis Dreifache erhöht war. Es wird vermutet, dass Vitamin D entzündungshemmend wirkt und deswegen einen positiven Einfluss auf die Allergieanfälligkeit haben kann. Die Studie wurde im Journal of Allergy and Clinical Immunology publiziert.

Stresshormone (bzw. Neurostress), zu viel Stickstoffmonoxid (NO) in Verbindung mit zu viel Freien Radikalen (= Nitrosativer Stress und oxidativer Stress) erhöhen die Histaminbildung. Gleichermaßen kann Histamin die NO-Synthese steigern!

Wichtige Schutzstoffe sind hier u.a..:

Vitamin B12 (!), B6, B1, B2 und Folsäure, Glutathion, Creatin, Taurin, Alpha-Liponsäure, Acetyl-L-Carnitin, Vitamin D3, Magnesium, Betain, langkettige Omega-3-Fettsäuren, gemischte Tocopherole, Resveratrol, Curcuminoide, Antocyane (OPC), weitere Polypheole und Flavonoide wie z.B. Quercetin.

Quellen u.a.:

Singh A et al: Immune-modulatory effect of probiotic Bifidobacterium lactis NCC2818 in individuals suffering from seasonal allergic rhinitis to grass pollen: an exploratory, randomized, placebo-controlled clinical trial. Eur J Clin Nutr. 2013 Feb; 67 (2): 161-7. doi: 10.1038/ejcn.2012.197. Epub 2013 Jan 9.

Xiao, J. Z. „Effect of Probiotic Bifidobacterium longum BBS36 in relieving clinical symptoms and modulating plasma cytokine levels in japanase cedar pollinosis during the pollen season. A randomized double-blind, placebo-controlled trial (vol 16, pg 86, 2006).“ Journal of Investigational Allergology and Clinical Immunology 16.4 (2006): 273-273.

Burgerstein, Uli P., Hugo Schurgast, and Michael B. Zimmermann. Handbuch Nährstoffe: Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung: Alles über Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Georg Thieme Verlag, 2018.

Keppel Hesselink, J. M., Tineke de Boer, and Renger F. Witkamp. „Palmitoylethanolamide: a natural body-own anti-inflammatory agent,
effective and safe against influenza and common cold.“ International Journal of Inflammation 2013 (2013). ;

Allen, Katrina J., et al. „Vitamin D insufficiency is associated with challenge-proven food allergy in infants.“ Journal of allergy
and clinical immunology 131.4 (2013): 1109-1116. .