Oxytocin und Psychobiotika
Das „Kuschelhormon“ Oxytocin ist sowohl Neurotransmitter als auch Hormon. Aus wissenschaftlichen Studien weiß man, dass Oxytocin
- Wehen auslöst, die Bindung und das Vertrauen zwischen Mutter und Kind stärkt
- Stress und Schmerzen reduziert (z.B. über Cortisolsenkung und GABA-Aktivierung)
- das Vertrauen und soziale Empathie stärkt
- bei der Bewältigung von Ängsten hilft
Oxytocin-Rezeptoren sind in vielen Regionen des Körpers lokalisiert, auch im Gehirn. Dort steuert Oxytocin in Stresssituationen offenbar die Aktivität der Amygdala, einem Bereich mit starkem Einfluss auf die Entstehung von Angst sowie auf die Interpretation von Gefahrensituationen. Untersuchungen zeigen, dass Lactobacillus reuteri den Oxytocin-Spiegel im Gehirn durch den Vagusnerv signifikant erhöht. Lactobacillus reuteri wird normalerweise im menschlichen Darm gefunden.
Allerdings haben nicht alle Menschen dieses Bakterium oder nur sehr geringe Mengen davon. Eine Tier-Studie ergab, dass das Fehlen von Lactobacillus reuteri soziale Defizite verursacht. Durch das Hinzufügen des probiotischen Bakteriums in den Darm der Tiere konnten die Forscher einige der Verhaltensstörungen aufheben, die den Symptomen soziale Angst und Autismus beim Menschen ähnelten.
Oxytocin senkt den Cortisolspiegel und wirkt dadurch stressmindernd. Diese Eigenschaft könnte man sich künftig vielleicht zur Früherkennung oder Therapie von Depressionen zunutze machen. So berichteten Schweizer Wissenschaftler vor Kurzem in »Neuropsychopharmacology«, dass niedrige Spiegel des Hormons das Risiko für Wochenbettdepressionen erhöhen (doi: 10.1038/npp.2011.74). Die Forscher bestimmten bei 74 werdenden Müttern den Oxytocin-Titer. Ein niedriger Spiegel in den Monaten vor der Geburt stand mit Depressionen nach der Niederkunft in engem Zusammenhang.
Der Signalstoff wirkt ebenso dem altersbedingten Muskelabbau entgegen und verbessert die Regeneration nach Verletzungen – zumindest bei Mäusen.
Wird fortgesetzt…
Quelle: Skrundz M, Bolten M, Nast I, Hellhammer DH, Meinlschmidt G. Plasma oxytocin concentration during pregnancy is associated with development of postpartum depression. Neuropsychopharmacology. 2011 Aug;36(9):1886-93. doi: 10.1038/npp.2011.74. Epub 2011 May 11. PMID: 21562482; PMCID: PMC3154107.