“Brain Fog” ist das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können, wie in einer Blase gefangen zu sein. Das Konzentrieren fällt schwer, es fehlt der Antrieb. In medizinischen Berichten wird dieser Ausdruck nicht verwendet. Es wird hier dann jeweils von einer kognitiven oder geistigen Fatigue – einer geistigen Erschöpfung gesprochen. Umgangssprachlich könnte man auch sagen, man fühlt sich „wie benebelt“.
Bei ME/CFS-Patienten konnte ein verminderter Blutdruck, ein vermindertes Blutvolumen, erhöhte Noradrenalinwerte, übermäßige Tachykardie und Venenprobleme beim Stehen festgestellt werden! Vermutlich spielt hier auch eine “limbische Enzephalopathie” eine Rolle – eine Hirnstörung, die sich in den unteren Regionen des Gehirns konzentriert und die Bereitstellung von Vassopressinsin* beeinträchtigt. Gestützt wird diese Vermutung dadurch, dass der sogenannte Rhomberg-Test – ein Indikator für Probleme in der Tiefe des Gehirns – bei ME/CFS/FM oft positiv ist. Vasopressin besteht u.a. aus den Aminosäuren Phenylalanin, Arginin, Glycin und Cystein welche eine wichtige Rolle im Hirn- bzw. Neurotranmitterstoffwechsel spielen.
George Vavougios von der Universität Thessalien in Griechenland vermutet, dass auch eine anhaltend schlechte Sauerstoffversorgung an den neurologischen Funktionsstörungen beteiligt sein könnte. Betroffen waren vor allem ältere und übergewichtige Patienten, bei denen es nach einem 6-Minuten-Gehtest zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut gekommen war. Diese könnte nach Ansicht von Vavougios sowohl die Abgeschlagenheit als auch die kognitiven Störungen der Patienten erklären. Bei Long Covid findet man u.a. auch verminderte Flexibilität der Erythrozyten. Auch dadurch kommt es zu einem verminderten Sauerstofftransport in verschiedenen Geweben. Nicht zuletzt deswegen erscheint die Bestimmung des sogenannten Omega-3-Indexes in den Erythrozyten und eine Omega-3-Supplemetierung (innsbes. Mit Krill Öl) sinnvoll! Des Weiteren können Gefäßentzündungen längerfristig zu Gefäßfunktionsstörungen führen und die Problematik der Blutverteilungsstörung und Sauerstoffmangel verschärfen.
Basierend auf Beobachtungen an Mäusen wird eine Beschädigung der Myelinschicht bei/nach Corona-Infektionen als weiterer beteiligter Faktor für das Phänomen Brain Fog vermutet. Dadurch verlören die Nervenzellen Kalium und Impulse könnten nur noch schlecht, bis gar nicht weitergeleitet werden. In der Schweiz soll hier das MS-Medikament Fampridin zum Einsatz kommen. Der Wirkstoff blockiert in den Nervenzellen die Kaliumkanäle. Somit wird ein Verlust von Kalium verhindert.
Aus Sicht der Mikronährstoff-Medizin sollte hier auch an Phospholipide, Omega-3-Fettsäuren (insbes. Krill Öl), Betain und Palmitoylethaolamid gedacht werden! Vitamin K schützt Cholin (Bestandteil der Myelinschicht) vor zu schnellem Abbau. Krillöl enthält außerdem (ca. 10 %) des Phospholipids Sphingomyelin, den Hauptbestandteil der Myelinschicht! Phospholipide, auch Phosphatide genannt, gehören zur Familie der Membranlipide und sind Bausteine der Zellmembran und durch ihre Struktur für deren fluide Eigenschaften verantwortlich. Sie bilden den Hauptbestandteil der Lipiddoppelschicht, einer Biomembran, zum Beispiel der Zellmembran. Phospholipide wie z.B. Spingomyelin, Phosphatidylethanolamin und Phosphatidylcholin finden sich in der proteinarmen Myelinschicht der Nervenzellmembran.
Einen positiven Effekt auf die Gliazellen und neurodegenerative Prozesse können die körpereigenen Fettsäureverbindungen Palmithoylethanolamid (z.B. PEA Pure), Betain, Vitamin D und Vitamin K haben. Betain fördert die Bildung von Phospholipiden, welche bei der Biosynthese von Myelin eine Rolle spielen und in den Sphingolipiden – der weißen Substanz des menschlichen Gehirns – enthalten sind. Palmithoylethanolamid reguliert Entzündungsprozesse und fördert eine gesunde Funktion der Gliazellen, welche für den Aufbau der Myelinschicht zuständig sind. Die Stoffe können in Kombination mit Meditation,Qi Gong, Medizinischer Hypnose, Akupunktur oder der sogen. Neuroelektrischen Therapie – NET) eingesetzt werden.
Magnesium spielt im Hormon- und Neurotransmitterstoffwechsel eine Sonderrolle, weil es diese Botenstoffe an Rezeptoren auf der Myelinschicht der Nerven- und Gehirnzellen bindet. Ohne ausreichende Magnesiumversorgung drosseln die hormonellen Regelkreise ihre Leistung. Man fühlt sich dann blockiert, unfrei, beklemmt. Vitamin D kann Magnesium nicht in ausreichendem Maß von den Zellen aufgenommen werden! Des Weiteren hält Vitamin D unser Stresshormon Cortisol in Schach und beschleunigt die Bildung stimmungsaufhellender Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin. Vitamin K und D tragen zur Myelin-Reparatur bei.
Vitamin K enhances the production of brain sulfatides during remyelination
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6110503/
Vitamin K2 in multiple sclerosis patients
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5966473/
Kann Vitamin D zur Myelinreparatur beitragen?
https://www.curado.de/vitamin-d-myelinreparatur-31086
http://zentrum-psychische-gesundheit-wohlbefinden.de/fragen-zu-neuro-elektrische-therapie/
https://www.omegametrix.eu/hs_omega_3_index_allgemein.php
Clearing the fog: a review of the effects of dietary omega-3 fatty acids and added sugars on chemotherapy-induced cognitive deficits https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5526680/
Palmitoylethanolamide counteracts brain fog improving depressive-like behaviour in obese mice: Possible role of synaptic plasticity and neurogenesis
https://bpspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bph.15071