Bei den verschiedenen Formen der Gelenkentzündung, handelt es sich um komplexe, multifaktorielle Erkrankungen, deren Häufigkeit epidemisch und weltweit zunehmen.
Glenkknorpel und Gelenkhaut sind die anatomische Orte, an dem sich die wichtigsten pathophysiologischen Auswirkungen einer Gelenkschädigung und der damit verbundenen Entzündungen manifestieren.
Zu den verschiedene Strategien der Komplementärmedizin zur Verringerung von zur Prävention und Behandlung von Gelenkentzündungen gehören Änderungen des Lebensstils, Nahrungsergänzungsmittel, besondere Gewürzpflanzen und deren Extrakte (Botanicals), klassische Phytotherapeutika und antientzündliche Ernährungsstrategien wie z.B. das Pro-Resolution-Ernährungsprogramm des Biochemikers und Eikosanoidforschers Barry Sears. Diese Ernährungsprogramm fördert die Bildung von von Resolvinen (Signalstoffe die aus Omega-3-Fettsäuren gebildet werden), welche Entzündungen beenden und deren Bereitstellung z.B. bei Arthritis gestört ist.
Zahlreiche klinische und grundlegende In-vivo- und In-vitro-Studien belegen den Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Vorteilen von Lebensmitteln, die bioaktive Verbindungen enthalten, und ihrer Fähigkeit, die Genexpression in Zellen zu regulieren und damit die Sekretion von Zytokinen und Hormonen welche das Entzündungsgeschehen regulieren, zu beeinflussen.
Die molekularen Mechanismen bioaktiver Lebensmittelverbindungen werden derzeit eingehend charakterisiert. Basierend auf den stoffwechselunterstützenden, entzündungsregulierenden, bindegewebsschützenden und antioxidativen Eigenschaften verschiedener Gewürzpflanzen und deren Extrakte (Botanicals) können krankhafte Prozesse in den Gelenken gemildert werden.
Aus Sicht des alten Wissens aus der Ayurvedischen Gesundheitslehre und den neuesten Forschungen aus der Phytopharmazie zeigen bioaktive Lebensmittelverbindungen in der richtigen Dosierung und Kombination (z.B. aus Curcuma, Galgant, Weihrauch, Ingwer und schwarzem Pfeffer ein vielversprechendes Potenzial als entzündungshemmende Bestandteile wissenschaftlich fundierter und neuartiger therapeutischer Diäten, die Patienten mit Gelenkentzündungen helfen können.
Beta-Boswellia-Säuren aus dem Weihrauch schützen bei (z.B. bei rheumatoider Arthritis und degenerativen Prozessen der Bandscheiben) extrazelluläre Bindegewebsproteine (Elastin, Fibronektin, Proteoglykane, Kollagen etc.) vor dem Abbau. Tripernoïden, Boswelliasäuren (z.B. auch aus Oliven oder Pistazien) können vor einer überschießenden Bildung Entzündung fördernder Gewebshormone (z.B. Prostaglandin E2) schützen. Das Harz des indischen Weihrauchs (Boswellia serata), enthält besonders hohe Konzentrationen an Beta-Boswelliasäuren welche das eweißspaltene Enzym Catepepsin G hemmen und hierdurch Bindegewebsproteine (Elastin, Fibronektin, Proteoglykane, Kollagen etc.) vor dem Abbau schützen und damit auch das Eindringen von Entzündungszellen wird verhindern.
Biocurcumin (BCM95) enthält einen Complex von bioaktiven Curcuminoiden und ätherischen Bestandteilen (Sesquiterpenoiden und Artumeron). Hierdurch wird die Resorption der Curcuminoide gegenüber herkömmlichen Extracten um das 7-fache erhöht, wobei sich die Wirkdauer im Körper verdreifacht. Curcumin ist unter anderem ein natürlicher Hemmer von entzündungsfördernden Enzymen wie COX-2 (Cyclooxygenase-2) und des entzündungsfördernden Genaktivators Nf-ĸB (Nuclear factor kappa B). Entzündungshemmende Immunbotenstoffe (Zytokine) wie IL-10 und IL-11 sowie FOXP3 werden durch Curcuminpräparate mit ätherischen Curcumaölen hochreguliert. Die kombinierte verwendung von Curcuminoiden und ätherischen Curcumaölen scheint einen besseren Entzündungsschutz zu bieten als Curcumin allein!
ß-Caryophyllen (BCP) aus schwarzem Pfeffer ist ein Terpen welches auch in Cannabis
Melisse, Basilkum, Oregano, Lavendel, Engelwurz, Hopfen und Schwarzkümmel vorkommt. Es ist neben PEA (Palmitoylethanolamid) ein guter CBD-Ersatz. ß-Caryophyllen ist in der Aromatherapie schon lange bekannt und wirkt beruhigend, entzündungshemmend, stimmungsaufhellend sowie muskelentspannend. Die Erkenntniss, das es wie das Canabinoid CBD aus Hanf auf Cannabinoidrezeptoren (hier CB-2-Rezeptoren) einwirkt ist noch relativ neu. BCP ist also eine „cannabimimetischer“ inhaltsstoff vieler Küchenkräuter!
Weitere grundlegende und klinische Studien zur Bewertung der Gelenschützenden Wirkungen bioaktiver Lebensmittelverbindungen, einzeln oder in Kombination, sind gerechtfertigt. Darüber hinaus kann die Aufklärung der Menschen in aller Welt über die ernährungsphysiologischen Vorteile natürlicher Lebensmittel, insbesondere derjenigen, die in bestimmten Ländern und Kulturen traditionell verzehrt werden, von unschätzbarem Wert sein, wenn es darum geht, das Auftreten von entzündlichen Gelenkerkrankungen welche auch durch die westliche Ernährung verursacht werden, zu verhindern.
Galgant (Kaempferia galanga) wird auch Gewürzlilie genannt und ist eine in der traditionellen indischen und chinesischen Küche und Heilkunde verwendete Pflanze aus der Familie der Ingwergewächse. Neben ätherischen Ölen und dem Flavonoid Kampherol enthält Kaempferia galanga auch Ethyl-p-Methoxycinnamat (EPMC), welches u.a. über entzündungshemmende und analgetische Wirkungen verfügt. Es hemmt wie bestimmte nichtsteroidale antirheumatika die Enzyme COX-1 und COX-2 und reduziert Produktion der entzündungsfördernden Immunbotenstoffe IL-1- und TNF-α. Kaempferol werden antientzündliche, osteo-, kardio- und neuroprotektive, analgetische und anxiolytische Wirkungen zugeschrieben.
Eine sinnvolle Erweiterung sind bioaktiver Lebensmittelverbindungen die für unseren Körper essentiell sind (z.B. Mangnesium, Mangan, Zink, Selen, Silicium, Bor, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin K, B-Vitamine und kollagenbildende Aminosäuren wie z.B. Glycin und Lysin) und/oder Lebensmittelverbindungen, die von einem gesunden Menschen unter optimalen Bedingungen in ausreichender Menge selber gebildet werden können (z.B. Glucosamin- und Chondroitinsulfat, Omega-3-Fettsäuren und Kollagen als Kollagenhydrolysat).
In welchem Umfang bioaktive Lebensmittelverbindungen in den Gelenken ihre Wirkung entfalten können, ist an einige Bedingungen gekoppelt:
Die Sauerstoffversorgung im gesamten menschlichen Organismus muss erheblich gesteigert werden. Deshalb ist es notwendig, nach Möglichkeit lang andauernde aerobe Bewegungsformen – Walking, Auqajogging, Schwimmen, Radfahren, Minitrampolin usw. – durchzuführen, die ihrerseits die geschädigten Strukturen nicht überlasten. Dies gelingt nur unter der Voraussetzung, dass die eingesteifte Muskulatur soweit trainiert wird, dass Bewegung wieder möglich ist.
Um eine Arthroseentstehung zu verhindern, ist möglichst viel Bewegung vonnöten. Man darf sich nicht von dem Begriff “Verschleiß der Gelenke” in die Irre leiten lassen. Denn dieser Begriff verleitet zu der Vorstellung, dass Ruhe und Schonung angezeigt ist, um die Arthrose aufzuhalten. Dies ist genau verkehrt!
Quellen:
Gertsch, J. et al. (2008) Beta-caryophyllene is a dietary cannabinoid. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 105, 9099–9104
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5011006/
Chandra D, Gupta SS 1972. Anti-inflammatory and anti-arthritic activity of volatile oil of Curcuma longa (Haldi). Indian J Med Res 60: 138-142.
Chopra RN, Gupta JC, Chopra GS 1941. Pharmacological action of the essential oil of Curcuma longa. Indian J Med Res 29: 769-772.
DINESH KUMAR YADAV. Impact of turmeric terpenoids on bioavailability of curcumin. https://krishikosh.egranth.ac.in/handle/1/5810023543
Puangpen Sirirugsa:Thai Zingiberaceae : Species Diversity And Their Uses (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive) International Conference on Biodiversity and Bioresources: Conservation and Utilization, 23–27 November 1997, Phuket, Thailand.
Umar, M.I., Asmawi, M.Z., Sadikun, A., et al. Bioactivity-guided isolation of ethyl-p-methoxycinnamate, an anti-inflammatory constituent, from Kaempferia galanga L. extracts. Molecules 17(7), 8720-8734 (2012).
Umar, M.I., Asmawi, M.Z., Sadikun, A., et al. Ethyl-p-methoxycinnamate isolated from Kaempferia galanga inhibits inflammation by suppressing interleukin-1, tumor necrosis factor-α, and angiogenesis by blocking endothelial functions. Clinics (Sao Paulo) 69(2), 134-144 (2014).